Die falschen Weihnachtsbäume

Geschichte von Hans Charlotte Niese

Auf unsrer Insel gab es wenig Bäume. So wenig, dass das Brennholz weither über das Wasser geholt werden musste, und dass viele der Inselbewohner niemals einen Wald gesehen hatten. Auch die Tannenbäume waren ein seltner Artikel, was uns als Kinder immer sehr aufregte. Denn wenn es gegen die Weihnachtszeit ging, tauchten immer wieder die Zweifel auf, ob wir wohl einen wirklichen oder einen falschen Tannenbaum am heiligen Abend bekämen. Einen wirklichen Tannenbaum, der im Walde gewachsen war, und in dessen Zweigen die Vögel gesungen hatten, oder einen falschen, der in der Werkstatt des Meister Ahrens das Licht der Welt erblickt hatte.

Meister Ahrens war unser Tischler. Er sah alt aus und hatte einen sehr kahlen Kopf, aber wir hatten ihn gern, besonders wenn er nicht immer von seinem guten Herzen sprach. Das langweilte uns, weil wir es eigentlich für selbstverständlich hielten, dass man ein gutes Herz haben müsse.

Ahrens kam oft zu uns. In unsrer Kinderstube ging aller Augenblicke etwas auseinander, was eigentlich zusammengehörte, und Meister Ahrens erschien dann mit seinem Leimtopf, sagte, er hätte ein gutes Herz, und klebte alles wieder zusammen. Wir halfen ihm natürlich und drängten uns um die Ehre, in seinem klebrigen Topf dreimal herumrühren zu dürfen; aber seine Tannenbäume konnten wir nicht leiden. Das kam wahrscheinlich daher, weil wir sie schon so lange vorher sahen. Schon im Frühjahr arbeitete Ahrens an langen Weissen Stöcken, in die er Löcher bohrte; im August und September malte er diese Stöcke mit grasgrüner Ölfarbe an und trocknete sie vor seiner Haustür. Später sahen wir sie zusammengebunden in seiner Werkstatt liegen, bis der Dezember ins Land zog. Dann verschaffte er sich Tannenzweige, steckte diese in die Löcher der grünen Stöcke und betrieb einen schwunghaften Handel mit Tannenbäumen. Auch uns bot er immer von seinem Fabrikat an, aber obgleich wir nicht leugnen konnten, dass seine Bäume schliesslich sehr nett aussahen, so verhielten wir uns meist ablehnend.

“Sie sind so billig,” sagte Ahrens eines Tages zu uns, als wir ihn einer Bestellung wegen in seiner Werkstatt besuchten, und er gerade einen grünen Stock etwas nachmalte.
“Wir wollen sie doch nicht!” erwiderte mein Bruder Jürgen, der in seinen Aussprüchen oft sehr bestimmt war.
“Ich mag keinen falschen Tannenbaum!”
“Falsch! Du lieber Gott, wasn Wort!” Ahrens sah beleidigt aus.
“Da is nich die geringste Falschheit bei! Meine Tannenbäumens sind feiner als die natürlichen, kann ich dich sagen, mein Junge! An die natürlichen is oft Smutz und Erde, und bei mich is bloss die reine Ölfarbe!”
“Wo bekommst du eigentlich die Tannenzweige her?” fragten wir.

Der alte Tischler machte ein wichtiges Gesicht. “Aus ‘n Wald, aus ‘n richtigen Tannwald, wo die Vögelns singen, und wo soviel Bäumens stehn, dass man mannichmal keine Luft kriegen kann!”

“Wo liegt der Wald, und wer holt dir die Tannenzweige?”

Wir waren dem Tischler doch näher gerückt und sahen ihn gespannt an. Aber er zuckte die Achseln. “Ja, das möcht ihr wohl wissen! Das sag ich abersten nich – nee, das sag ich nich!”

Auf diese Art umgab Meister Ahrens seine Bäume mit dem Nimbus des Geheimnisvollen, und dadurch gewannen sie natürlich in unsern Augen. Es war schon ziemlich nahe vor Weihnachten, und wir sprachen eigentlich von nichts anderm als von dem bevorstehenden Feste. Endlos lange Wunschzettel waren geschrieben: hin und wieder wurde eine Träne über eine völlig missglückte Weihnachtsarbeit vergossen, oder wir schmiedeten Pläne, was wir noch verschenken wollten. Manchmal ging die Zeit entsetzlich langsam und manchmal unheimlich schnell dahin, und unsre Lehrer beklagten sich über unsre Zerstreutheit.

Es war an einem Morgen im Dezember, dass ich zu Meister Ahrens geschickt wurde, um ihn samt seinem Leimtopfe zu uns einzuladen. Unsre Kinderstubeneinrichtung hatte durch eine längere lebhafte Unterhaltung der ältern Brüder stark gelitten, und Ahrens sollte gleich kommen. Vergnügt polterte ich die enge Treppe zu seiner Werkstatt hinauf, konnte aber nicht bis auf die letzte Stufe kommen, weil dort ein Kind stand, auf das der alte Tischler eifrig einsprach.

Beliebte Geschenke im Advent

“Ich muss die Zweigens haben, und Vater muss herüber und sie holen!”
“Vater is bang!” lautete die schüchterne Erwiderung.
“I, was sollt Vater woll bang sein; er muss los – sonsten klag ich ihm ein, wo er mich doch Geld schuldig is! Ohne die Zweigens kann ich ja nix machen, und das Geschäft mit die Bäumens muss anfangen! Nu geh du man, und lass Vater man auch gehn!”

Das Kind, es war ein ziemlich grosses Mädchen, glitt an mir vorüber, und ich konnte jetzt in die Werkstatt treten und meine Bestellung ausrichten. Aber Meister Ahrens hörte kaum auf mich. Er war sehr schlechter Laune und betrachtete seufzend seinen Haufen grüner Stöcke, der friedlich in einer Ecke lag.

“Kannst du keine Zweige aus dem grossen Walde kriegen?” fragte ich neugierig. Er aber sah mich streng an.
“Frag nich so dumm! Ich kann allens, was ich will, und meine Tannenbäumens sind besser als die natürlichen!”

Als ich wieder hinauskam, da sass dasselbe Mädchen, das vorhin mit Ahrens gesprochen hatte, auf der Türschwelle. Sie weinte nicht, aber sie sah aus, als ob sie wohl Lust dazu hätte, und ich setzte mich neben sie und betrachtete sie schweigend. Sie war sehr ärmlich, aber ziemlich sauber gekleidet, nur ihr dickes, blondes Haar hing unordentlich um ihren Kopf. An diesem Haar erkannte ich sie, und ich nickte ihr freundlich zu.

“Du hast mir neulich mein Lesebuch nachgebracht, als ich aus der Stunde kam, weißt du noch? Ich hatte es auf dem Wege verloren!”
Sie sah jetzt auf, und ihre Augen blickten weniger trübe.
“Das war so’n feines Buch,” sagte sie, “mit Bildern ein – so’n feines Buch!”

“Hast du kein Lesebuch?” erkundigte ich mich, während ich mit einiger Beschämung daran dachte, dass ich dieses Buch schon zweimal hinter den Schrank geworfen hatte, nur um es nie wieder zu sehen. Leider war es immer wiedergefunden worden.

Sie schüttelte den Kopf. “Nee – ich hab nix, gar nix!”
“Was wünschst du dir denn zu Weihnachten?”
“Ich?« Das Mädchen sah überrascht aus. Dann lachte sie. “Was sollt ich mich woll wünschen; ich krieg doch nix!”
“Du bekommst gar nichts?”

Unwillkürlich rückte ich der Sprecherin näher. “Bist du dann zu Weihnachten nicht furchtbar traurig?”

“Nee” – sie lachte wieder. “Was sollt ich woll traurig sein, wo ich den ganzen Abend rumlauf und in all die Fensters guck und all die Weihnachtsbäumens zu sehen krieg! Mannichmal krieg ich auch noch ein Stück Brot mit Rosinens geschenkt!”

“Weihnachtsabend darf man eigentlich nicht ausgehn!” sagte ich. “Da muss man zu Hause bei seinen Eltern bleiben!”
“Ja, wenn Vater man nich sitzt, denn bleib ich auch bei ihm; abers er is nu ja ümmerlos im Loch – da sitz ich ja ganz allein, wo Mutter doch tot is –”
“Er sitzt im Gefängnis?”

Wenn es angegangen wäre, hätte ich mich noch näher an meine neue Bekanntschaft gedrückt. Wir sassen aber schon ganz nahe aneinander geschmiegt. Aber um ihr doch zu zeigen, wie interessant sie mir sei, griff ich in die Tasche, in der ich einige getrocknete Pflaumen hatte, und bot sie ihr an. Dörthe Krieger, so hiess das Mädchen, nahm sie auch und verzehrte sie mit einiger Gier, während ich ihr zusah. Ich hatte mir nämlich gerade aus dem vorhin erwähnten Lesebuch eine wunderhübsche Geschichte von einem unschuldig Gefangnen vorlesen lassen und nahm jetzt an, dass die Gefängnisse nur dazu da wären, Unschuldige zu quälen.

“Dein Vater hat doch natürlich nichts Böses getan?” fragte ich.

Dörthe schüttelte den Kopf. “Nee – natürlich nich! Bloss ein büschen Stehlen. Weiter gar nix. Der Bürmeister is auch zu eigen. Abers nach die Tannenzweigen in Holstein will er doch nich hin!”

“Stiehlt er die auch?”
“Ja, wo sollt er sonstens zu sie kommen? Sie sitzen an ein Baum, und der Baum gehört ein Grafen zu, der furchtbar slecht is und nich leiden kann, wenn man in sein Wald spazieren geht. Vater sagt, der Wald is so gross, und da laufen Rehe und Hasen herum – da merkt kein ein, wenn ein Baum fehlt und wenn da ein Reh weniger is. Hast mal Rehbraten gegessen? Der smeckt abers fein! Vater soll dich ein Stück abgeben, wenn er wieder mal was mitbringt! Na, abers er will diesmal nich gern hin. Die Försters haben ihn so gräslich aufn Strich, und wenn sie ihn kriegen, denn sperren sie ihn gleich ein, und – denk dich mal! – er muß jedesmal länger sitzen!”

“Dann darf er doch nicht in den grossen Wald gehn!” rief ich aufstehend. Mir war, ich weiss nicht weshalb, doch etwas unheimlich zumute geworden.

“Meister Ahrens will es aber, und wir wohnen in seinem Haus!” Dörthe war ebenfalls aufgestanden und wischte sich an den Augen herum.

“Er sagt, Vater muss allens ein büschen vorsichtig machen, und er braucht nicht gleich ein Reh zu nehmen. Abers wenn es nu da herumläuft?”

Auf diese Frage wusste ich auch keine Antwort; aber ich konnte es Dörthe nachfühlen, dass sie ihren Vater nicht gerade zu Weihnachten im Gefängnis haben wollte. Ich musste ihr plötzlich noch versprechen, keinem etwas von unsrer Unterhaltung zu erzählen, und dann trennten wir uns.

Jürgen wusste schon nach einer Viertelstunde die ganze Geschichte, und es war nur gut, dass ich sie ihm erzählte. Denn ich hatte etwas sehr Tadelnswertes begangen, was ich keinem erwachsnen Menschen mitteilen durfte. Von niemand würde ich etwas zu Weihnachten bekommen, wenn man erführe, dass ich mit Dörthe Krieger gesprochen hatte.

“Ihr Vater ist ein Dieb, und zwar ein ganz gemeiner!” berichtete Jürgen.
“Rasmussen (unsers Grossvaters Schreiber) hat mir gerade neulich davon erzählt! Denke dir, er stiehlt nicht einmal Geld, was doch das feinste beim Stehlen ist – er nimmt meist nur Würste und Schinken. Und er sitzt eigentlich immer im Gefängnis!”

Dörthe hatte mir diese betrübende Eigenschaft ihres Vaters ja auch berichtet.

“Sie will nur so ungern, dass er Weihnachten sitzt,” meinte ich; “sie ist dann ganz allein und hat niemand, dem sie ihren Weihnachtsvers aufsagen kann! Sie bekommt überhaupt gar nichts zu Weihnachten.”

“Gar nichts?” Jürgens tugendstrenges Gesicht wurde etwas milder. Aber er wusste doch keinen bessern Rat, als dass ich nicht mehr an Dörthe Krieger denken und noch weniger mit ihr sprechen sollte. Besonders nicht vor Weihnachten. Denn wenn die erwachsnen Familienglieder merkten, welchen schlechten Umgang ich hätte, dann würde es schlimm um meine Geschenkaussichten aussehen.

Jürgen konnte manchmal sehr eindringlich sprechen, und da ihm wirklich in der letzten Zeit verschiedentlich Standreden darüber gehalten worden waren, dass er in seinem Verkehr wählerischer sein sollte, so wusste er genau, was er sagen sollte, und ich hörte ihm andächtig zu. Dörthe Krieger war mir selbst doch auch etwas bedenklich vorgekommen; sie hatte meine Pflaumen wohl aufgegessen, sich aber nicht dafür bedankt. Das zeugte von einem schlechten Herzen.

Als ich ihr nach etlichen Tagen wieder begegnete, und sie mir mit einer gewissen Vertraulichkeit zunickte, sah ich sie deshalb gar nicht an. Als sie aber vorüber war, musste ich doch stehn bleiben und mich umsehen, und da sie dasselbe tat, sahen wir uns gerade in die Augen. Sie lachte; ich aber wurde sehr entlüftet.

“Du darfst dich nicht nach mir umsehen – dein Vater ist ein ganz gemeiner Dieb, und ich will nicht mit dir sprechen.”
Dörthe schüttelte ihren struppigen Kopf und lachte wieder.
“Nee, sprechen musst du auch nich mit mich! Die Kinder in die Schule wollen auch nich bei mich sitzen. Ehegestern hab ich den ganzen Tag allein aufn Bank gesessen – das war fein!”
“Magst du gern allein sitzen?”
Ich war dem Kinde des Diebes nun doch näher getreten und sah
neugierig in ihr unbekümmertes Gesicht.
“Nu natürlich mag ich es! Da sitzt kein ein bei mich und kneift mir oder schubbst mir – das is fein?”
“Ist dein Vater schon im Walde gewesen?” fragte ich.

Sie schüttelte den Kopf. “Nee – er hat ein slimmes Knie gehabt und konnt nich fort. Ahrens war doll, kann ich dich sagen, und er will uns aus ‘n Haus smeissen, wenn Vater nich bald Ernst macht. For meinswegen kann Vater auch hingehn; wenn er man bloss nich wieder Weihnachten sitzen muss!”

Sie seufzte ein wenig und schob die Arme unter ihr dünnes Schultertuch.

“Ich weiss, wie allens kommt!” fuhr sie dann fort. “Vater geht in den Wald und will bloss die Zweigens abslagen, und denn sieht er ein Reh und denn slachtet er das. Und denn kommt die Pollerzei und all die slechten Menschens, und denn sitzt er Weihnachten ins Loch!”

“Hast du einen Weihnachtsvers für ihn gelernt?” fragte ich: sie beachtete aber meine Worte nicht.
“Wenn es Ostern wär oder Pfingsten, denn wär’ es mich einerlei; da is es nich mehr so dunkel, und die andern Kinners snacken nich mehr soviel von Weihnachtsbäumens und von Aufsagen, abers nu –”

Dörthe wischte sich die Augen, und ich sah sie ratlos an:
“Hast du deinem Vater nicht gesagt, er solle bei dir bleiben?”
“Nu, ganz gewiss! Abers Ahrens wird bös, wenn er die Zweigens nicht kriegt. Zwei Jahr haben wir die Miete nich bezahlt, weil dass Vater immer so in Rückstand war!”
“Dann musst du den lieben Gott bitten, dass dein Vater kein Reh totmacht, wenn er in den Wald geht!” riet ich, und Dörthe sah mich nachdenklich an.
“Das kann angehn! Ich will ihm bitten, dass die Rehens vordem alle tot bleiben oder von den Grafen geslachtet werden. – For die Zweigens kriegt er ja bloss wenig Gefängnis!”

Beliebte Geschenke im Advent

Sie lief weiter, und mir fiel ein, dass ich nicht mit ihr hatte sprechen wollen. Aber es hatte mich, gottlob! niemand gesehen, und da ausserdem andere Gedanken mein Herz erfüllten, so vergass ich diese Unterredung so bald, dass ich sie nicht einmal Jürgen mitteilte. Es waren nämlich nur noch acht Tage bis Weihnachten, und die prickelnde, sonderbare Unruhe kam über uns, die jedes Kind kennt.

Wir mochten nicht mehr sehr lange auf einem Stuhle sitzen, und am liebsten liefen wir auf der Strasse umher und besahen die bescheidnen Weihnachtsausstellungen unsers Städtchens. Ausserdem hatten wir noch Sorge wegen des Ausbleibens unsers Tannenbaumes. Der sollte mit dem Schiffer kommen, der um die Weihnachtszeit mit seiner Jacht nach Lübeck fuhr und die herrlichsten Sachen mitbrachte. Aber Schiffer Lafrenz war noch nicht in unsern Hafen eingelaufen. Das kam daher, dass der Wind die ganze Zeit “konträr” gewesen war, wie uns die Sachverständigen sagten, aber diese Erklärung beunruhigte uns nur, statt uns zu beruhigen. Wir kannten Geschichten von Leuten, die drei Wochen auf der Ostsee bei “konträrem” Winde gekreuzt hatten, ohne ihr Reiseziel zu erreichen, und die dann schliesslich wieder unverrichteter Sache nach Hause gefahren waren. Erlebt hatten wir solche Sachen nicht, aber man hatte uns so oft die Abenteuer einer Seereise in alten Zeiten berichtet, dass wir das Schiff mit unserm Tannenbaum im Geiste schon bei Finnland im Eise eingefroren sahen. Die grossen Leute suchten uns die Befürchtungen auszureden; wir aber fühlten uns doch verpflichtet, jeden Tag an unsern kleinen Hafen zu laufen und dort Erkundigungen nach “Anna Kathrin” einzuziehn. So hiess die Jacht vom Schiffer Lafrenz, und es war ein schönes Schiff, nur dass sie sehr schaukelte, auch wenn es gar nicht nötig schien.

Am Sonntag vor Weihnachtsabend war köstliches Wetter. Gerade so, als bildete sich die Sonne ein, Weihnachten überschlagen zu können. Sie schien so hell wie im Frühjahr, und als wir am Vormittag aus der Kirche kamen, beschlossen wir, sofort wieder nach dem Hafen zu gehn und uns nach der “Anna Kathrin” zu erkundigen.

Als wir am Hause von Meister Ahrens vorübergingen, stand dieser vor der Tür und hielt einen Tannenbaum in der Hand. Es war natürlich ein falscher, und seine Zweige waren nicht mehr frisch.

“Wo hast du die Zweige her, Meister Ahrens?” fragten wir.
“Das ist kein schöner Tannenbaum geworden!”

Der Tischler antwortete nicht viel, sondern murmelte nur einige verdriessliche Worte, worauf einer der ältern Brüder berichtete, dass das Geschäft mit den Tannenzweigen dieses Jahr flau sein sollte. Da wäre niemand mit guten Tannenzweigen an die Insel gekommen, und auch die falschen Tannen sollten teuer sein. Wir andern seufzten ein wenig bei dieser Erzählung, und dann strebten wir eilig dem Hafen zu, um uns nach der »Anna Kathrin« die Augen auszuschauen. Aber alles Lugen half nichts – die dickbäuchige Jacht schaukelte weder am Bollwerk, noch war ihr geflicktes Segel irgendwo am Horizont zu erblicken.

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